Mittwoch, 8. März 2017

Rückblick: Meine Schulzeit und Erfahrungen mit Mobbing

Hallo Leute,
heute möchte ich euch gerne etwas über meine Schulzeit erzählen.
Von der ersten bis zur siebten Klasse hatte ich nicht gerade viele Freunde und wurde die meiste Zeit über gemobbt. Dazu kam, dass ich gerade deshalb sehr viele Wutausbrüche hatte und deshalb in viele Schlägereien verwickelt war - gerade mit den Leuten, die mich fertig gemacht und beleidigt haben.

Aber fangen wir mal von vorne an. Geboren wurde ich in Paderborn. Als ich fünf Jahre alt war, kam meine kleine Schwester zur Welt, weshalb wir aus unserer kleinen Wohnung ausziehen mussten, denn wir hatten dort nicht mehr genug Platz. Außerdem war mein Vater seit Kurzem selbstständig und wir mussten sowieso näher zur Firma ziehen. Deshalb zogen wir in ein Mietshaus in Boke, wo ich ein Jahr in den Kindergarten ging und in der der Zeit meine zwei besten Kindheitsfreunde fand, die beide bei mir in der Straße wohnten und der eine sogar in der anderen Doppelhaushälfte neben mir wohnte. Wir verbrachten jeden Tag zu dritt miteinander. Wir spielten Fußball oder im Wald und machten kleine Radtouren. Mit den zweien verstand ich mich vom ersten Tag an, genau wie unsere Eltern, da sie sich noch aus ihrer Schulzeit in Russland kannten.
Ich ging in Boke das erste halbe Jahr zur Schule, und dort beginnt meine Geschichte.

Angefangen hat die schlimme Schulzeit schon in den ersten Wochen auf meiner Schule. Es gab zwei Jungs, um genau zu sein Zwillinge, die es sich von Anfang an zum Ziel machten, mich fertig zu machen, zu erniedrigen, mich zu schlagen und alles was mir lieb war kaputt zu machen. Ein gutes Beispiel wäre folgendes: meine Cousine hatte mir einen Pullover zum Geburtstag geschenkt, den ich in der Schule trug. Die Zwillinge hatten sofort bemerkt, dass er neu war und riefen vier ihrer Freunde zu sich, die auch regelmäßig beteiligt waren. Zwei von ihnen hielten mich fest und ein weiterer schlug mir mehrmahls in den Bauch. Danach warfen sie mich in eine Pfütze und zum Ende bewarfen sie meine Augen mit Sand, damit ich nichts sehen konnte.
Es stimmt, wie es schon oft gesagt wurde: „Kinder können so grausam sein“. Und so lief es ein halbes Jahr lang jeden einzelnen Tag. Manchmal gab es sogar Tage, wo ich mit Nasenbluten oder Blutspuren auf meinen Klamotten nach Hause kam. Meine Eltern wollten öfter, dass ich mich bei den Lehrern melde und etwas sage und das tat ich auch genau einmal. Nachdem die sechs ein Gespräch mit den Lehrern hatten, wurde es nur noch schlimmer, und ich konnte nichts dagegen unternehmen, außer so zu tun als ob sie mir nicht wehtun, denn diese Genugtuung wollte ich ihnen geben.
Also ertrug ich den Schmerz Tag für Tag. Ich dachte mir, wenn ich lange genug durchhalten würde, käme vielleicht einer meiner Mitschüler auf die Idee, mir zu helfen, aber da habe ich falsch gedacht.
Ich ging zum Glück nur ein halbes Jahr auf diese Schule, als mein Vater in eine andere Firma wechselte und wir deshalb umgezogen. Einerseits fand ich es gut, denn in einem neuen Dorf könnte ich ja vielleicht neu anfangen und ein beliebter Schüler sein. Andererseits tat es mir aber sehr weh, mich von meinen zwei besten Freunden zu verabschieden.

Wir zogen nach Paderborn-Elsen, wo ich heute noch wohne.
An meinem ersten Schultag auf der neuen Schule lief alles gut. Ich wurde der Klasse vorgestellt und sollte etwas über mich erzählen. Da es aber nicht viel Gutes gab, erzählte ich auch nur wenig. Nachdem wir mit der Vorstellung fertig waren, sollte ich einen Sitzplatz finden. Ich blieb erst Mal vorne stehen, weil ich nicht wusste, wo ich hin sollte, als sich plötzlich ein Junge meldete, der mir anbot neben ihm zu sitzen. Also setzte ich mich neben ihn, und wir verstanden uns gut. Er schien nett zu sein. Er bot mir an, mich in der Schule herumzuführen und mir alles zu zeigen. Doch schon am zweiten Tag ging es genauso weiter wie auf der alten Schule: Er und ein paar andere Jungs gingen mir in der ersten großen Pause hinterher, nahmen mir mein Essen weg und warfen es sich zu oder einfach auf den Boden. Am Anfang tat ich nichts dagegen, doch einer der Jungs stand auf einmal nur drei Meter von mir entfernt und ich nutzte die Gelegenheit. Ich nahm Anlauf und rammte meinen Kopf in seinen Bauch, sodass wir beide zu Boden fielen. Dabei zerriss seine Hose und er schrammte sich sein Knie auf.
Von dem Zeitpunkt an verstanden sie, dass ich leicht reizbar war und nutzten es komplett aus. Sie provozierten mich, so gut es ging, vor dem Lehrer ohne dass er etwas davon mitbekam, und das jedes Mal so lange, bis ich wieder ausrastete und sie schlug, woraufhin die Lehrer mich jedes mal nur als einen Jungen sahen, der die anderen tyrannisiert. Jedes mal, wenn ich versuchte es zu erklären, logen die Jungs, natürlich um keinen Ärger zu bekommen und die Lehrer glaubten ihnen, denn es standen ungefähr fünf Aussagen gegen meine.

Das ging eigentlich auch größtenteils bis zur siebten Klasse so weiter, bis ich dann ihn traf. Der Junge, bei dem es heutzutage feststeht, dass er mein bester Freund ist und bleibt. Niemand wusste, wer er war. Er kam von einem Tag auf den anderen in eine Parallelklasse unserer Schule.
Als ich ihn das erste mal sah, mochte ich ihn nicht, denn er kam mir eingebildet und arrogant vor. Doch irgendwie packte mich die Neugier und ich sprach ihn in der Pause an. Wir verstanden uns von Anfang an gut und er erzählte mir sogar, dass seine Mutter zu diesem Zeitpunkt im künstlichen Koma lag, weswegen er für diese Zeit bei seinem Vater lebte, denn seine Eltern sind getrennt. Wir redeten noch ein bisschen und bemerkten, dass wir uns sehr ähnlich waren, sowohl vom Verhalten als auch von den Hobbies und Interessen. Seid er in mein Leben getreten war, fing es an besser zu werden. Schnell wurden wir mehr als Freunde, es kam uns so vor als wären wir Brüder.
Als er das erste mal bei mir zuhause war, schloss meine Mutter ihn ebenfalls sofort ins Herz, genau wie mein Vater, denn sie sagten mir auch, dass er sie sehr an mich selbst erinnert. Er war immer bei mir Willkommen, und er mochte meine Eltern auch.
Kurze Zeit nachdem ich mich mit ihm angefreundet hatte kamen noch weitere Freunde dazu, denn er war von Anfang an beliebt und zeigte den anderen, was für ein guter Freund und Mensch ich bin.

Kurz darauf stoppte auch das Mobbing, denn mein Freund hatte Stress mit zwei damaligen Zehntklässlern, die ihn provozierten. Ich bekam dies mit und ging zu ihm, um herauszufinden was denn los war. Auf einmal fingen sie an, mich auch zu beleidigen und nach ein paar Sätzen schlug ich dem ersten in den Bauch und mein Freund dem anderen. Deshalb kam es regelmäßig zu Schlägereien, wobei sie immer in der Mehrzahl waren, doch das störte uns wenig.
Eines Tages kam es so weit, dass sie einer Verwandten von mir vor meinen Augen das Handgelenk verstauchten. Als ich das sah, flippte ich komplett aus und schlug dauerhaft auf einen von ihnen ein. Nach ein paar Schlägen hielten mich vier Leute fest, um mich zu beruhigen. Von dem Tag an hatten alle, die mich vorher fertig gemacht hatten, Angst vor mir und trauten sich nichts mehr zu sagen oder zu machen.

Heutzutage wohnt Reinhard wieder bei seiner Mutter, denn es geht ihr zum Glück wieder gut. Ich habe auch sie kennengelernt und sie sagte, das Gute an ihrer Krankheit sei gewesen, dass Reinhard und ich uns kennengelernt haben. Jetzt ist es das dritte Jahr in Folge, dass ich in den Osterferien für zwei Wochen zu ihm komme, denn wie schon gesagt: er ist wie ein Bruder für mich.



Beitrag von Justin – Jg. 10

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den sehr offenen Bericht zum Thema "Rückblick: Meine Schulzeit und Erfahrungen mit Mobbing". Dazu gehört sehr viel Mut dazu, Respekt! Wichtig ist es meiner Meinung nach wenn man gemobbt wird, sich so schnell wie möglich Hilfe und Unterstützung von Außen zu holen. Leider lassen sich die meisten Mobbingfälle nicht alleine lösen und beenden!

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  2. Vielen dank für deinen Kommentar und danke für die Unterstützung

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