Liebe
Leser,
zwei
Tage vor seinem wohlverdienten Eintritt in den Ruhestand habe ich für
euch meinen ehemaligen Klassenlehrer Herrn Schaefers interviewt.
Manche
von euch hatten Herrn Schaefers bestimmt in dem ein oder anderen Fach
und vielleicht habt auch ihr ein paar Fragen. Ich hoffe, ich kann
euch ein paar davon beantworten.
Herr
Schaefers, freuen Sie sich auf ihren Ruhestand und sind sie froh,
dass Sie nicht mehr unterrichten müssen?
-
Ich freue mich mittlerweile, obwohl ich am Anfang des Jahres ein
komisches Gefühl hatte. Ich habe das mein Leben lang gemacht, aber
jetzt freue ich mich auch. Es reicht auch irgendwann. Ob ich mich
jetzt freue nicht mehr unterrichten zu müssen, das war ja für mich
kein Muss. Ich habe ja gerne unterrichtet. Ich
freue
mich jetzt aber
auf
meinen Austritt und einfach mal wieder etwas anderes zu machen und
keine Noten mehr geben zu müssen.
Was
möchten Sie als Erstes tun, wenn sie in den Ruhestand gehen?
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Ich mache ja noch das Projekt „Musicalreise“ zu Ende, somit bin
ich der Schule ja noch irgendwie verpflichtet. Da wir jetzt in die
heiße Phase steigen, gibt es noch sehr viel zu organisieren und da
kann ich mich dann voll drauf konzentrieren. Zwischendurch werde ich
es auch genießen, morgens noch einmal länger liegen zu bleiben oder
abends nicht überlegen zu müssen: ,,Was mache ich morgen mit den
Kindern?“
Stehen
noch größere Projekte an?
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Nein, das lasse ich jetzt erst mal auf mich zu kommen. Ich möchte
aber mit zwei Freunden im Sommer mal zu Fuß über die Alpen. Wir
möchten eine ganz individuelle Route wandern. Ich habe einen Freund,
der ist im Alpenverein und der kümmert sich darum und arbeitet eine
schöne Route aus. Da freue ich mich drauf.
Warum
sind Sie Lehrer geworden?
-
Also ich bin ja seit Kindheit an dem Sport verbunden. Ich habe
geturnt als Kind, dann bin ich Trampolin gesprungen und dann war ich
lange Trampolin-Trainer, Ausbilder und Landestrainer. Ich habe immer
mit Kindern gearbeitet. Dann habe ich eine Lehre als Informatiker
gemacht und das auch studiert, also bin ich Diplom-Informatiker und
ich habe immer gedacht: ,,Mensch kannst du das nicht irgendwie
miteinander verbinden?“
Dann
gab es so ein Studium für berufsbildende Schulen, dass man also das
Lehramt studieren konnte in Informatik und Sport. Das war meine
Kombination und das habe ich natürlich gemacht. Informatiker war
ich, da musste ich nicht mehr viel ergänzen aber Sport musste ich
komplett studieren. Das war genau das Richtige und als ich fertig war
als Ingenieur, hätte ich ja in der Wirtschaft arbeiten können. Ich
habe ja auch bei Nixdorf eine Zeit lang gearbeitet. Freunde von mir
haben dann bei Nixdorf angefangen, die haben natürlich mehr Geld
verdient, aber ob sie glücklicher waren, weiß ich nicht. Für mich
war es der richtige Beruf.
Was
gefiel Ihnen am meisten an diesem Beruf und was überhaupt nicht?
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Am meisten hat mir die Arbeit mit Jugendlichen gegeben. Ich habe es
genossen, im 5. Jahrgang zu sein, aber auch im 13.. Und das hat mich
glaube ich ein bisschen jung gehalten.
Und
die Ferien sind immer schön. Für mich war immer der schönste Tag
der letzte Schultag vor den Sommerferien. Wenn du den ganzen Block, 6
Wochen, vor dir hattest. Das war für mich immer einer der schönsten
Tage im Jahr, noch schöner als Heiligabend.
Muss
man in den Ferien immer viele Vorbereitungen treffen?
-
Also das trifft für die Weihnachtsferien und für die Osterferien zu
und vielleicht zum Teil für die Herbstferien. Das sind 14 Tage und
wenn du die Oberstufe unterrichtest, hast du Klausuren zu
korrigieren. Und es gibt so Korrekturfächer wie Deutsch und
Englisch, die schon sehr zeitraubend sind. Mathematik geht da noch,
weil das etwas strukturierter ist. Aber in den Sommerferien kannst du
wirklich abschalten, da machst du auch nichts. Ein bisschen
Nachbereitung oder mal den Schreibtisch aufräumen und dann machst du
Ferien. Aber dann fängst du irgendwann an, dich die letzte Woche
wieder vorzubereiten.
War
das Ihr Traumberuf oder wollten Sie eigentlich mal etwas anderes
werden?
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Also eigentlich war ja mein Traumberuf, den habe ich ja auch gelernt,
technischer Zeichner. Ich fand es immer spannend zu zeichnen
-technisch zu zeichnen. Ich kann nicht malen, aber zeichnen. Wenn du
meine Berichtshefte von früher siehst … wie gedruckt! Ich habe in
Normschrift geschrieben, das konntest du von einer Schablonenschrift
fast nicht unterscheiden. Perfekt. Da bin ich heute noch immer
begeistert, wenn ich diese Hefte angucke. Ja und das habe ich
gelernt.
Wurden
die Erwartungen, weswegen Sie Lehrer geworden sind, erfüllt?
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Absolut, absolut! Ich sage immer: ,,Pädagoge ist man oder ist man
nicht.“ Pädagogik kann man nicht studieren, auch wenn es das als
Studium und Theorien dazu gibt. Ich konnte auch während des Studiums
mit Didaktik oder so was überhaupt nichts anfangen. Man kann mit
Jugendlichen und Kindern umgehen oder nicht.
Wie
haben Sie sich gefühlt, als Sie das letzte mal die Noten eingetragen
haben oder die letzte Arbeit korrigiert haben?
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Als ich die letzte Unterschrift unter die letzte Klassenarbeit
gesetzt habe, habe ich zu meiner Frau gesagt: ,,So komm, jetzt
schütten wir uns `nen Ramazzotti ein!“, und dann haben wir uns
erst mal einen getrunken.
Wird
es nicht langweilig, immer wieder dieselben Themen durchzugehen?
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Du machst das Thema immer alle 6 Jahre - bis dahin hast du
eigentlich alles schon wieder vergessen bzw. es hat sich vieles
verändert. Vielleicht ist zwischendurch ein neues Mathematikbuch
rausgekommen.
In
der Informatik habe ich nie die gleichen Themen gemacht, denn die
Informatik lebt und hat sich weiterentwickelt. Als ich studiert habe,
gab es noch keine Smartphones, da gab es noch keinen Laptop oder
Computer. Es gab Programmiersprachen, damit wurden dann auf
Lochkarten Programme geschrieben. So hat alles angefangen. Jetzt guck
dir das heute mal an, heute ist alles bunt oder klickbar und was
nicht alles.
Im
Sport sowieso nicht, im Sport habe ich eigentlich immer individuell
gearbeitet.
Wird
es Ihnen schwer fallen nicht mehr den gewohnten Alltag zu durchleben?
-
Glaube ich nicht, man freut sich ja und vor allem gehe ich, wo die
Tage wieder länger werden. Wenn du im Sommer gehst, kommst du in den
Herbst und in den Winter.
Eine
witzige Geschichte aus dem Berufsleben?
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Es gibt mehrere Geschichten. Damals hatten wir unsere Möbel
eingelagert und wir haben in einem Wohnwagen gewohnt. Ich hatte ja
eine Klasse übernommen und im Wohnwagen gelebt, das heißt: kein
Telefon, kein Buch, kein Schreibtisch gar nichts. Es hieß schon
immer „der Trapper“ kommt.
Ich
kann mich auch noch an einen Tag erinnern, da komme ich eines Tages
mit dem Fahrrad herangefahren und sehe, oder ich meine, das sei Frau
Dickmann-Bursche gewesen. Dann denkst du: ,,Ach, fährst du bei
Theresia mal richtig scharf dran vorbei.“ Dann dreht sie sich um
und erschreckt sich und geht einen Schritt zurück. ,,Ach!“ Denk
ich. Ich sag noch so „Hi!“ - keine Antwort. Und als ich dann
hinten beim Gebäude B einbiege, drehe ich mich um und sehe, wie so
eine schwarze Limousine vorfährt. So, wer war es? Es war unsere
Schulministerin, Frau Löhrmann, die war an dem Tag da. Das fand ich
eine lustige Begebenheit, aber die beiden haben Ähnlichkeit, die
gleiche Frisur, die gleiche Statue.
Sind
Sie schon mal morgens aufgewacht und haben es bereut, diesen Beruf
gewählt zu haben?
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Nein, nein es war manchmal schon sehr anstrengend, aber ich bereue
keinen Tag. Ich habe neulich noch zu meiner Frau gesagt: ,, Ich
wüsste nicht, dass ich mal ungern zur Schule gefahren bin.“ Ich
habe mich immer gefreut. Es gab natürlich ganz anstrengende Phasen,
wo ich gedacht habe: ,,Naja.“ Aber gerade so anstrengende Tage bin
ich immer ganz bewusst angegangen. Da habe ich versucht, mich nicht
gleich auf dem Schulhof aufzuregen. Diese Tage bin ich immer ganz
ruhig angegangen und dann sind sie auch gut gelaufen.
Werden
Sie uns besuchen kommen und werden Sie uns vermissen?
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Also ich werde euch sicher vermissen, das ist sicher, dafür sind wir
5½ Jahre zusammen
gewesen. Alle sind durch Dick und Dünn gegangen und dann wächst man
zusammen, da liegt einem auch jeder am Herzen. Denk mal an die
Klassenfahrt, die war doch top, eines der schönsten Erlebnisse, muss
ich schon sagen. Es hat aber auch alles gestimmt, das Wetter hat
gestimmt, das Programm hat gestimmt und wir hatten eine gute
Stimmung!
Ihre
schönsten Momente mit uns?
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Ja, Klassenfahrt, absolut. Es gab natürlich auch noch andere schöne
Momente. Ich weiß noch, ihr habt mich ja schon mal verabschiedet,
als Frau Habenicht gegangen ist, das habe ich überhaupt nicht
verstanden, aber ich habe ja einen Schal bekommen vom SCP `ne Kappe,
`ne Trillerpfeife und war glücklich.
Waren
wir die Klasse, mit der Sie am meisten Spaß hatten?
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Ich glaube schon, weißt du warum? Ihr wart ja der vierte komplette
Durchgang, den ich hier gemacht habe und Frau Habenicht und ich waren
ein eingespieltes Team und wir waren so gestandene Personen, dass wir
ganz vieles ganz bewusst erlebt haben. Wir hatten nicht mehr mit uns
selbst zu tun, sondern wir konnten uns voll auf euch konzentrieren
und auf alles andere und deswegen konnten wir, denke ich mal, schon
die letzten Jahre mit euch genießen. Es war am Anfang nicht einfach,
das muss man ganz klar sagen. Das ist nun mal so in einer
Klassengemeinschaft und in jeder guten Familie gibt es Streit.
Lieber
Herr Schaefers, wir möchten uns recht herzlich für die tolle Zeit
mit Ihnen als unser Klassenlehrer bedanken. Sie waren immer für uns
da, immer gut drauf und bei allen sehr beliebt. Wir werden Sie sehr
vermissen. Wir wünschen Ihnen alles Gute und vielleicht sehen wir
uns bald wieder!
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Ihre 10a -
Beitrag
von Yaris, Jg. 10