Donnerstag, 9. Februar 2017

Interview mit Herrn Schaefers

Liebe Leser,
zwei Tage vor seinem wohlverdienten Eintritt in den Ruhestand habe ich für euch meinen ehemaligen Klassenlehrer Herrn Schaefers interviewt.
Manche von euch hatten Herrn Schaefers bestimmt in dem ein oder anderen Fach und vielleicht habt auch ihr ein paar Fragen. Ich hoffe, ich kann euch ein paar davon beantworten.



Herr Schaefers, freuen Sie sich auf ihren Ruhestand und sind sie froh, dass Sie nicht mehr unterrichten müssen?

- Ich freue mich mittlerweile, obwohl ich am Anfang des Jahres ein komisches Gefühl hatte. Ich habe das mein Leben lang gemacht, aber jetzt freue ich mich auch. Es reicht auch irgendwann. Ob ich mich jetzt freue nicht mehr unterrichten zu müssen, das war ja für mich kein Muss. Ich habe ja gerne unterrichtet. Ich freue mich jetzt aber auf meinen Austritt und einfach mal wieder etwas anderes zu machen und keine Noten mehr geben zu müssen.

Was möchten Sie als Erstes tun, wenn sie in den Ruhestand gehen?

- Ich mache ja noch das Projekt „Musicalreise“ zu Ende, somit bin ich der Schule ja noch irgendwie verpflichtet. Da wir jetzt in die heiße Phase steigen, gibt es noch sehr viel zu organisieren und da kann ich mich dann voll drauf konzentrieren. Zwischendurch werde ich es auch genießen, morgens noch einmal länger liegen zu bleiben oder abends nicht überlegen zu müssen: ,,Was mache ich morgen mit den Kindern?“

Stehen noch größere Projekte an?

- Nein, das lasse ich jetzt erst mal auf mich zu kommen. Ich möchte aber mit zwei Freunden im Sommer mal zu Fuß über die Alpen. Wir möchten eine ganz individuelle Route wandern. Ich habe einen Freund, der ist im Alpenverein und der kümmert sich darum und arbeitet eine schöne Route aus. Da freue ich mich drauf.

Warum sind Sie Lehrer geworden?

- Also ich bin ja seit Kindheit an dem Sport verbunden. Ich habe geturnt als Kind, dann bin ich Trampolin gesprungen und dann war ich lange Trampolin-Trainer, Ausbilder und Landestrainer. Ich habe immer mit Kindern gearbeitet. Dann habe ich eine Lehre als Informatiker gemacht und das auch studiert, also bin ich Diplom-Informatiker und ich habe immer gedacht: ,,Mensch kannst du das nicht irgendwie miteinander verbinden?“
Dann gab es so ein Studium für berufsbildende Schulen, dass man also das Lehramt studieren konnte in Informatik und Sport. Das war meine Kombination und das habe ich natürlich gemacht. Informatiker war ich, da musste ich nicht mehr viel ergänzen aber Sport musste ich komplett studieren. Das war genau das Richtige und als ich fertig war als Ingenieur, hätte ich ja in der Wirtschaft arbeiten können. Ich habe ja auch bei Nixdorf eine Zeit lang gearbeitet. Freunde von mir haben dann bei Nixdorf angefangen, die haben natürlich mehr Geld verdient, aber ob sie glücklicher waren, weiß ich nicht. Für mich war es der richtige Beruf.

Was gefiel Ihnen am meisten an diesem Beruf und was überhaupt nicht?

- Am meisten hat mir die Arbeit mit Jugendlichen gegeben. Ich habe es genossen, im 5. Jahrgang zu sein, aber auch im 13.. Und das hat mich glaube ich ein bisschen jung gehalten.
Und die Ferien sind immer schön. Für mich war immer der schönste Tag der letzte Schultag vor den Sommerferien. Wenn du den ganzen Block, 6 Wochen, vor dir hattest. Das war für mich immer einer der schönsten Tage im Jahr, noch schöner als Heiligabend.

Muss man in den Ferien immer viele Vorbereitungen treffen?

- Also das trifft für die Weihnachtsferien und für die Osterferien zu und vielleicht zum Teil für die Herbstferien. Das sind 14 Tage und wenn du die Oberstufe unterrichtest, hast du Klausuren zu korrigieren. Und es gibt so Korrekturfächer wie Deutsch und Englisch, die schon sehr zeitraubend sind. Mathematik geht da noch, weil das etwas strukturierter ist. Aber in den Sommerferien kannst du wirklich abschalten, da machst du auch nichts. Ein bisschen Nachbereitung oder mal den Schreibtisch aufräumen und dann machst du Ferien. Aber dann fängst du irgendwann an, dich die letzte Woche wieder vorzubereiten.

War das Ihr Traumberuf oder wollten Sie eigentlich mal etwas anderes werden?

- Also eigentlich war ja mein Traumberuf, den habe ich ja auch gelernt, technischer Zeichner. Ich fand es immer spannend zu zeichnen -technisch zu zeichnen. Ich kann nicht malen, aber zeichnen. Wenn du meine Berichtshefte von früher siehst … wie gedruckt! Ich habe in Normschrift geschrieben, das konntest du von einer Schablonenschrift fast nicht unterscheiden. Perfekt. Da bin ich heute noch immer begeistert, wenn ich diese Hefte angucke. Ja und das habe ich gelernt.

Wurden die Erwartungen, weswegen Sie Lehrer geworden sind, erfüllt?

- Absolut, absolut! Ich sage immer: ,,Pädagoge ist man oder ist man nicht.“ Pädagogik kann man nicht studieren, auch wenn es das als Studium und Theorien dazu gibt. Ich konnte auch während des Studiums mit Didaktik oder so was überhaupt nichts anfangen. Man kann mit Jugendlichen und Kindern umgehen oder nicht.

Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie das letzte mal die Noten eingetragen haben oder die letzte Arbeit korrigiert haben?

- Als ich die letzte Unterschrift unter die letzte Klassenarbeit gesetzt habe, habe ich zu meiner Frau gesagt: ,,So komm, jetzt schütten wir uns `nen Ramazzotti ein!“, und dann haben wir uns erst mal einen getrunken.

Wird es nicht langweilig, immer wieder dieselben Themen durchzugehen?

- Du machst das Thema immer alle 6 Jahre - bis dahin hast du eigentlich alles schon wieder vergessen bzw. es hat sich vieles verändert. Vielleicht ist zwischendurch ein neues Mathematikbuch rausgekommen.
In der Informatik habe ich nie die gleichen Themen gemacht, denn die Informatik lebt und hat sich weiterentwickelt. Als ich studiert habe, gab es noch keine Smartphones, da gab es noch keinen Laptop oder Computer. Es gab Programmiersprachen, damit wurden dann auf Lochkarten Programme geschrieben. So hat alles angefangen. Jetzt guck dir das heute mal an, heute ist alles bunt oder klickbar und was nicht alles.
Im Sport sowieso nicht, im Sport habe ich eigentlich immer individuell gearbeitet.

Wird es Ihnen schwer fallen nicht mehr den gewohnten Alltag zu durchleben?

- Glaube ich nicht, man freut sich ja und vor allem gehe ich, wo die Tage wieder länger werden. Wenn du im Sommer gehst, kommst du in den Herbst und in den Winter.

Eine witzige Geschichte aus dem Berufsleben?

- Es gibt mehrere Geschichten. Damals hatten wir unsere Möbel eingelagert und wir haben in einem Wohnwagen gewohnt. Ich hatte ja eine Klasse übernommen und im Wohnwagen gelebt, das heißt: kein Telefon, kein Buch, kein Schreibtisch gar nichts. Es hieß schon immer „der Trapper“ kommt.
Ich kann mich auch noch an einen Tag erinnern, da komme ich eines Tages mit dem Fahrrad herangefahren und sehe, oder ich meine, das sei Frau Dickmann-Bursche gewesen. Dann denkst du: ,,Ach, fährst du bei Theresia mal richtig scharf dran vorbei.“ Dann dreht sie sich um und erschreckt sich und geht einen Schritt zurück. ,,Ach!“ Denk ich. Ich sag noch so „Hi!“ - keine Antwort. Und als ich dann hinten beim Gebäude B einbiege, drehe ich mich um und sehe, wie so eine schwarze Limousine vorfährt. So, wer war es? Es war unsere Schulministerin, Frau Löhrmann, die war an dem Tag da. Das fand ich eine lustige Begebenheit, aber die beiden haben Ähnlichkeit, die gleiche Frisur, die gleiche Statue.

Sind Sie schon mal morgens aufgewacht und haben es bereut, diesen Beruf gewählt zu haben?

- Nein, nein es war manchmal schon sehr anstrengend, aber ich bereue keinen Tag. Ich habe neulich noch zu meiner Frau gesagt: ,, Ich wüsste nicht, dass ich mal ungern zur Schule gefahren bin.“ Ich habe mich immer gefreut. Es gab natürlich ganz anstrengende Phasen, wo ich gedacht habe: ,,Naja.“ Aber gerade so anstrengende Tage bin ich immer ganz bewusst angegangen. Da habe ich versucht, mich nicht gleich auf dem Schulhof aufzuregen. Diese Tage bin ich immer ganz ruhig angegangen und dann sind sie auch gut gelaufen.

Werden Sie uns besuchen kommen und werden Sie uns vermissen?

- Also ich werde euch sicher vermissen, das ist sicher, dafür sind wir 5½ Jahre zusammen gewesen. Alle sind durch Dick und Dünn gegangen und dann wächst man zusammen, da liegt einem auch jeder am Herzen. Denk mal an die Klassenfahrt, die war doch top, eines der schönsten Erlebnisse, muss ich schon sagen. Es hat aber auch alles gestimmt, das Wetter hat gestimmt, das Programm hat gestimmt und wir hatten eine gute Stimmung!

Ihre schönsten Momente mit uns?

- Ja, Klassenfahrt, absolut. Es gab natürlich auch noch andere schöne Momente. Ich weiß noch, ihr habt mich ja schon mal verabschiedet, als Frau Habenicht gegangen ist, das habe ich überhaupt nicht verstanden, aber ich habe ja einen Schal bekommen vom SCP `ne Kappe, `ne Trillerpfeife und war glücklich.

Waren wir die Klasse, mit der Sie am meisten Spaß hatten?

- Ich glaube schon, weißt du warum? Ihr wart ja der vierte komplette Durchgang, den ich hier gemacht habe und Frau Habenicht und ich waren ein eingespieltes Team und wir waren so gestandene Personen, dass wir ganz vieles ganz bewusst erlebt haben. Wir hatten nicht mehr mit uns selbst zu tun, sondern wir konnten uns voll auf euch konzentrieren und auf alles andere und deswegen konnten wir, denke ich mal, schon die letzten Jahre mit euch genießen. Es war am Anfang nicht einfach, das muss man ganz klar sagen. Das ist nun mal so in einer Klassengemeinschaft und in jeder guten Familie gibt es Streit.

Lieber Herr Schaefers, wir möchten uns recht herzlich für die tolle Zeit mit Ihnen als unser Klassenlehrer bedanken. Sie waren immer für uns da, immer gut drauf und bei allen sehr beliebt. Wir werden Sie sehr vermissen. Wir wünschen Ihnen alles Gute und vielleicht sehen wir uns bald wieder!

- Ihre 10a -

Beitrag von Yaris, Jg. 10

1 Kommentar:

  1. Ein sehr schönes Interview. Die vielen postiven Äußerungen von Uli Schäfers kann ich nur unterstreichen und werde sie mir zu Herzen nehmen. Alles Liebe und Gute im Ruhestand Uli!

    AntwortenLöschen