Montag, 24. August 2015

Interview mit Frau Greipel-Bickel

Liebe Leser, 
wir hoffen, ihr hattet erholsame und tolle Ferien!
Nicht nur der Unterricht hat wieder gestartet, sondern auch die Redaktion der Schülerzeitung legt wieder los.
Zum Beginn des neuen Schuljahres haben wir ein spannendes Interview mit Fr Greipel-Bickel für euch. Wir wünschen euch viel Spaß beim lesen!
 
1. Warum sind Sie Lehrerin geworden und wollten Sie schon immer Lehrerin werden?

Also, ich wollte überhaupt nicht Lehrerin werden. Ich wusste gar nicht, was ich werden sollte. Ich wusste nur, dass ich irgendetwas mit Musik/ Kunst zu tun haben würde. Und als meine Schwester, die fast gleichaltrig ist, wie ich, sich für ein Musikstudium in Detmold an der Musikhochschule anmeldete, habe ich das auch getan. Wir haben immer alles gleich gemacht. Meine Schwester spielte sehr gut Cello und ich spielte sehr gut Klavier. Dann haben wir beide erst einmal Musik studiert und dann ging es in ein Lehramtsstudium. Danach haben wir beide noch ein weiteres Fach studiert und das war bei mir Englisch. Dann war klar: wir gehen auch in die Schule.

2. Was gefällt Ihnen am meisten an Ihrem Job als Schulleiterin?

Also, Schulleiterin ist erst mal kein Job, sondern jeden Tag knall harte Arbeit! Was gefällt mir daran besonders? Die Firma Schule hat mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun, nicht nur mit Schülern und Schülerinnen und Eltern, sondern natürlich auch mit Lehrpersonal, mit Personen, die im Haus arbeiten, die kein Lehrpersonal sind. Dass man mit den unterschiedlichen Gruppen und natürlich deren Arbeit ganz anders umgehen muss, ist unsere täglich Arbeit. Man weiß nie, wann der Tag begonnen hat, wie er aufhört und das ist einfach auch spannend.

3. Warum sind Sie Schulleiterin an einer Gesamtschule geworden? Was gefällt Ihnen an diesem System?

Also, ich bin Schulleiterin an einer Gesamtschule geworden, weil ich als junge Lehrerin schon an einer Gesamtschule tätig war und ich habe sehr schnell gelernt, obwohl ich eine gymnasiale Ausbildung hatte, dass meine Kenntnisse eines deutschen Schullebens überhaupt nicht ausreichend waren. Aus diesem Grund habe ich mich intensiv mit dem Thema Gesamtschule beschäftigt, das war in den 70er Jahren gar nicht modern. Es war auch relativ unbekannt und ich habe festgestellt, dass dieses System, das integrierte Schulsystem, das gegliederte Schulwesen von Gymnasium, Realschule, Hauptschule und Förderschule total schlägt - in allen Belangen - und dann kann man eigentlich gar nicht anders, dann muss man das tun. Ich habe auch sehr schnell festgestellt, wenn es eine Schule im Aufbau gibt, so wie das in Elsen 1990 der Fall war, dann kann man natürlich auch ganz anders Schule gestalten und Dinge einfach neu machen, als wenn man in ein gestandenes System kommt, wo alles so ist, wie es immer war. Diese Chance hatte ich hier in Elsen und das war eine tolle Chance.

4. Was halten Sie von dem Bildungssystem in NRW? Würden Sie gerne etwas ändern? Wenn JA, was?

Ja, mir ist völlig klar, wenn alle Kommunen und alle Städte, alle Gemeinden, alle Landstriche Gesamtschulen zur Verfügung hätten, mit allen Abschlüssen unter einem Dach, vom Förderschulabschluss bis zur Allgemeinen Hochschulreife/ bis zum Abitur, dann sind alle anderen Schulen überflüssig. Und das wäre unter Leistungs- und Kostengesichtspunkten für jede Gemeinde, für jede Kommune die beste Lösung. Wir haben es ja in Salzkotten gesehen: sie haben alle Schulen geschlossen und andere Gemeinden wie Brakel haben ebenso alle anderen Schulen geschlossen.

5. Zurzeit wird viel über Integration von Behinderten an Schulen diskutiert. Sehen Sie unsere Schule auf diesem Gebiet als Vorreiter und würden Sie es begrüßen, wenn es in jeder Klasse I-Kinder gäbe?

Also grundsätzlich erst einmal heißt Inklusion, jedem Menschen Gelegenheit zu geben, sich in unserer Gesellschaft zu entwickeln und sich zu entfalten. Dies hat nichts mit behinderten Kindern zu tun. So. Und dass wir natürlich die unterschiedlichen Schüler und Schülerinnen bündeln, um sie in einem Klassenverband oder zwei Klassenverbänden zu beschulen, hat was mit den Lehrressourcen zu tun. Lehrer können sich ja nicht teilen, sie können ja immer nur an einer Stelle sein. Und aus diesem Grund ist das unsere derzeitige Organisationsform. Es geht aber auch ganz anders. Also wenn man vielleicht nur vereinzelt Schüler/-innen mit Unterstützungsbedarf hätte, säßen sie einfach in x-beliebigen Klassen und bekämen dann ihre Förderschulstunden vom Förderlehrer einzeln. Aber bei uns, weil wir so viele Kinder haben, bündeln wir diese im Augenblick in zwei Klassen pro Jahrgang.

6. Was halten sie von G-8? Denken Sie, dass auch unsere Schule später zu diesem System übergehen wird?

Mit Sicherheit nicht, weil der mittlere Schulabschluss, nämlich der, der mit dem 10. Jahrgang endet, nicht mehr zur Verfügung steht. Das ist das Problem an den Gymnasien. Dort verläuft die Sekundarstufe 1 in 5 Jahren und ab dann passen die Systeme nicht mehr zusammen. Die Schüler/-innen können nur da bleiben, wo sie sind und machen dann G8. Nein, die Nachfrage nach unserem G9 ist so groß, es gibt überhaupt keine Diskussion darüber, dies zu verändern. Umgekehrt stellt sich die Frage, ob es nicht besser ist, allgemein G9 zu machen.



Die Schnellfragerunde

1. Früher Vogel oder Nachteule?

Eher Nachteule.

2. Meer oder Berge?

Beides.

3. Schokolade oder Gummibärchen?

Weder noch.

4. Stadt oder Land?

Beides.

5. Hund oder Katze?

Hund.


Wir danken Frau Greipel-Bickel für ihre Bereitschaft und ihre Zeit!

Beitrag von Miriam, Jg. 10

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